Interview mit Stephan Ottenberg

Artikel von Admin Level 3Rang -1: Verlorene SeeleAdmin Level 3  Ancalagon
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Stephan Ottenberg, 1979 als jüngster von zwei Brüdern in Rüsselsheim geboren, studierte Betriebswirtschaft in Mainz und arbeitet heute als Industriekaufmann. Mit  Der Ruf des Schicksals startet der Autor die Fantasy-Buch-Reihe „Die Wächter Arimonts“. 2001 gründete er mit vier Freunden eine Rollenspielgruppe, für die er ein Abenteuerstück zu schreiben begann. Die Geschichte verselbstständigte sich sehr schnell und so entstand eine eigene Welt mit einer Historie, die heute noch täglich weiter wächst.

Aus dem Vorwort des Buches: Im Frühjahr 2001 trafen sich fünf Freunde, um eine Rollenspielgruppe ins Leben zu rufen. Zu dieser Gruppe zählte auch ich und musste für meinen Charakter, den ich spielen wollte, eine Lebensgeschichte finden. So entstand meine Figur namens Landogar. Im Zuge dieses Rollenspiels wollte ich ein Abenteuer schreiben, dass wir spielen konnten. Doch innerhalb kürzester Zeit nahm dieses Abenteuer ein großes Ausmaß an. Meine Fantasie und Gedanken kanalisierte ich schließlich in dieser Geschichte. Auch heute wächst diese Welt mit ihrer ganzen Historie fast täglich weiter. Wann immer ich Zeit fand schrieb ich an diesem Abenteuer, obwohl sich die Rollenspielgruppe schnell wieder aufgelöst hatte. Nach gut zwei Jahren hatte ich den ersten Teil der Geschichte der Wächter Arimonts vollendet.

Die Geschichte selbst ist von meiner unmittelbaren Umgebung geprägt, Menschen, die mir nahe stehen, lassen sich in gewisser Weise in den Figuren wiederfinden, allerdings ist deren Entwicklung innerhalb des Abenteuers absolut frei erfunden. Auch die moderne Gesellschaft hat Arimont beeinflusst. Beispielswiese entspricht das Frauenbild der heutigen Frauenrolle. Frauen sind absolut gleichwertige Helden! Oder betrachtet man Janduriem, beziehungsweise den Geist von Janduriem, so findet man ein Pendant zu einem geeinten Europa, dass es so leider noch nicht gibt. Zur Namensfindung habe ich sehr viel Material gewälzt, bevor ich wirklich damit zufrieden war. Insbesondere die Hauptfiguren haben altgermanische Namen, deren Bedeutung den Charakter der entsprechenden Figur wiederspiegelt. So bedeutet Landogar zum Beispiel „der Kämpfer für die Heimat“.



Stephan Ottenberg bei einer Lesung (29.09.2004)


Wir konnten Stephan Ottenberg für ein Interview gewinnen. Die Fragen stammen von Mordor-Mitgliedern.

Über mordor.ch:

mordor.ch: Wie bist Du auf Mordor (unsren Verein, unsre Website) gekommen?

Stephan Ottenberg: Bin über Google auf Euch gestoßen.

Verkehrst Du oft in Online-Communities? Brauchst Du das Internet zum Schreiben, Recherchieren, Gedankenaustausch etc.?

Ja, das Internet ist sehr hilfreich zum Recherchieren. Gerade was die Namensgebung von Chrakteren und Orten angeht, habe ich mich des Internets bedient.

Über Rollenspiel:

Wie kommt ein Betriebswirtschafter zu D&D?

BWL'er sind durchaus auch Menschen mit einem Hang zur Fantasy. Man braucht doch auch einen Ausgleich zu dem harten Alltag, oder?

Was bringt Dir persönlich das Rollenspiel? Ist es eher eine Flucht vor einem Alltag oder ein ergänzendes Hobby zu einer befriedigenden Arbeit?

Die Frage ist so sehr schwierig zu beantworten, aber am Ehesten ist es wohl beides.

Sind Rollenspieler die besseren Autoren, weil sie ja viel irgendwie in einer erfundenen Geschichte stecken?

Es ist grade für eine Fantasy-Geschichte sehr hilfreich, wenn man ein Faible dafür hat. Aber generell würde ich sagen, dass eine ausgeprägte Fantasie nicht unbedingt vom Rollenspiel begünstigt wird. Grade wenn man vorgegebene Welten oder Abenteuer spielt, steckt die eigene Fantasie doch schnell zurück und man passt sich dem Vorgegebenen an.

Über das Buch ( Der Ruf des Schicksals)

Wie ist das Buch entstanden. War da zuerst eine Welt (z.B. für Rollenspiele), waren zuerst die Charakteren?

Zuerst war eine grobe Vorstellung meiner Welt, bevor der
Hauptcharakter mit seiner Vorgeschichte entstand. Danach lief die weitere Entwicklung auf allen Ebenen fast zeitgleich ab. Allerdings ist dies bis heute noch nicht abgeschloßen.


Es sind deutlich Parallelen zu HdR sichtbar: Eine Gruppe geht die Welt retten. Landogar der Elf, Sebald der Mensch, Ertzel der Magier, Neidhard der Zwerg, Falk der Streuner ... Was HdR nur Inspiration oder steckt da mehr dahinter?

Sicherlich gibt es Paralellen zu HdR, dieses Buch hat ja immerhin Maßstäbe in der gesamten Fantasy-Literatur gesetzt. Tolkiens Geschichte war für mich mehr Inspiration, wobei natürlich auch einige Gedanken dahinter stehen. Beispielsweise kann sich doch auch jeder Nicht-Fantastiker einen Elfen oder einen Zwerg vorstellen. Es hilft
bei der Einführung der Völker und teilweise auch von Charakteren. Jeder Leser kann sich doch wirklich was darunter dann vorstellen. Es ist natürlich ein schmaler Grat, auf dem ich mich da bewegt habe. Aber, jeder, der sich die Geschichte durchliest wird feststellen, dass es hilft sich in die Welt einzufinden, mehr nicht.

Ein anderer Aspekt ist natürlich auch, dass die Geschichte aus einer DSA-Rollenspielgruppe entstand. Vielleicht hilft auch das zur Erklärung.

Und bei der Fragestellung drängt sich mir eine Gegenfrage auf: Ist es denn wirklich so, dass sie die Welt retten?


Tolkien legte viel Wert auf die Sprache. In Deiner Welt scheint die Sprache auch 'logisch' zu sein. Kannst Du darüber etwas sagen?

Der Unterschied zu Tolkien ist meiner Ansicht nach, dass meine Sprache natürlich auch von der heutigen Zeit geprägt ist. Also insgesamt etwas moderner und natürlich damit auch für uns alle verständlicher. Aber ehrlich gesagt, habe ich mir darüber nie wirklich Gedanken gemacht.

Sind die Protagonisten des Buches jemand realem nachempfunden?

Oh ja! Die Charaktere sind durch meine unmittelbare Umgebung geprägt worden und es gibt für fast jede Rolle der Geschichte einen lebenben Gegenpart. So ist zum Beispiel Sebald meinem besten Freund nachempfunden und auch die anderen Wächter sind Personen aus meinem Freundeskreis.
Es sind aber nicht nur die Personen, die durch meine Umgebung beeinflußt wurden, sondern auch Grundideen der gesamten Geschichte. Wie beispielsweise der Umgang untereinander oder auch die Rolle von Frauen in der Geschichte.


Wie beurteilst Du selber die Qualität Deines Buches?

Für ein Erstlingswerk ist es ok. Auf jeden Fall ist es eine gute Basis, um mich und meinen Schreibstil weiterzuentwickeln. Bislang ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Bist Du schon am schreiben einer Fortsetzung?

Ja, der zweite Band wird schon fleißig bearbeitet. Er wird den Titel "Die Wächter Arimonts - Am Abgrund des Schicksals" tragen. Geplant ist die Veröffentlichung für nächstes Jahr, kurz vor der Frankfurter Buchmesse.

Laut Tolkien gibt es in HdR keine 'Message'. Was willst Du mit Deinem Buch sagen?

In erster Linie soll die Geschichte nur unterhalten. Allerdings beschreibt sie in einer gewissen Weise mich und meine Umgebung. Natürlich sind da auch Ansichten von mir enthalten, aber ich möchte mir nicht anmaßen dies als die allgemein Gültigen vorzugeben. Ich denke, jeder sollte sich dazu selbst ein Bild machen und am Ende für sich das herausziehen, was er für richtig hält. Wenn ich jetzt etwas vorgebe, dann lesen sich Menschen dieses Buch unter dieser Maßgabe durch und bemerken dabei vielleicht gar nicht
die anderen Aspekte der Geschichte.


Über das Schreiben allgemein:

Gab es Probleme beim Suchen eines Verlages?

Es war ein langer Prozess, vom Schreiben bis zum Finden eines Verlags. Als unbekannter Autor hat man grade bei großen Verlagen keine Chance, was ja auch irgendwie logisch ist. Dort werden hohe Auflagen gedruckt und bei Neuautoren ist der Absatz doch sehr fraglich. Auf der Suche bei kleineren Verlagen gibt es auch Fallen, in die man besser nicht geraten sollte.

Was waren denn die grössten Stolpersteine?

Der größte Stolperstein sind sogenannte Zuschußverlage. Diese Verlage schicken aus dem Lektorat ein Schreiben, in dem das Buch gelobt wird und es unbedingt veröffentlicht werden muß. Der Haken an der Sache ist nur, dass der Autor selbst die gesamten Kosten für den Druck, das Lektorat, die Vermarktung, etc. selbst tragen muß. Diese Verlage sind dann am eigentlichen Vekauf des Buches nicht interessiert, denn ihre Kosten sind ja mit Gewinn vom Autor gedeckt worden. Das sind Momente, in denen ich mich so vor den Kopf gestoßen fühlte, dass ich die Veröffentlichung komplett lassen wollte. Glücklicherweise fand ich dann aber doch einen "normalen" Verlag, der mich jetzt unterstützt.

Was würdest Du angehenden Autoren empfehlen? Worauf müssen sie am meisten acht geben?

Wenn ihr fertige Manuskripte an Verlage schicken wollt, dann seid vorsichtig, welche Verlage auf Euch mit Interesse zu kommen. Niemand sollte seine gesamten Ersparnisse und noch mehr, für die Veröffentlichung bezahlen müßen.

Ein anderer Tipp: Schickt niemals unverlangt das gesamte Skript zu Verlagen, das landet mit großer Wahrscheinlichkeit im Mülleimer oder wird gleich wieder zurück geschickt. Schickt ein Exposée und ein ausgewähltes Probekapitel. Wenn die Verlage interesse haben, dann fordern sie das gesamte Werk an. Es spart Euch Kosten und erhöht die Chance genommen zu werden.


Wie gross war der Zeitaufwand zum Schreiben, zum Veröffentlichen etc.

Das Schreiben an sich ging eigentlich sehr schnell. Durch den Beruf war die Zeit natürlich etwas knapper, aber für den ersten Teil habe ich insgesamt ein dreiviertel Jahr gebraucht. Wesentlich schwieriger gestaltete sich da das Finden eines Verlags. Aber, nachdem dieser gefunden wurde, ging auch die Veröffentlichung recht schnell über die
Bühne, es war dann so noch ein gutes habes Jahr bis dahin.


Auf was hast Du das Buch geschrieben? Winword, LaTeX, Mac, PC, Schreibamschine ...

Geschrieben auf dem schnöden Microsoft-Word.

Wie konntest Du Dich immer wieder motivieren? Gab es da Menschen, die Dich antrieben?

Beim Schreiben war und ist die Motivation kein Thema. Hinterher, bei der Arbeit am existierenden Werk bis hin zur Veröffentlichung, da haben mich meine Familie und auch meine Freunde immer wieder motiviert, was manchmal auch bitter nötig war.

Wer sind Deine Vorbilder?

Als Menschen sind das mein Vater und mein Bruder, denn ich schätze sie sehr.
Als Schriftsteller ganz klar J.R.R. Tolkien, was er erschaffen hat ist phänomenal und ihm gebührt mein ganzer Respekt.



Wir danken Stephan Ottenberg für die Antworten und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg!
Es gibt auf seiner  Homepage die Möglichkeit, im Forum mit anderen Usern, aber auch mit ihm zu diskutieren. Selbstverständlich kann auch hier auf mordor.ch über diesen Artikel, den Autor oder das Buch  diskutiert werden!
Artikel erstellt: Dienstag, 07.12.2004 14:11Zuletzt verändert: Mittwoch, 22.12.2004 23:33 von Ancalagon