Rezension von Ancalagon
Autor: |
William Gibson |
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Jahr: |
2003 |
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Originaltitel: |
Pattern Recognition |
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Muss ich haben: | ||
Die Bewertung von Ancalagon: Diskussion: Kommentieren |
Review:
William Gibson, bekannt vor allem von seiner Neuromancer-Trilogie, schreibt mit Mustererkennung sein erstes Buch, das in der Gegenwart handelt. Doch der Stil bleibt ganz typisch, es ist ihm gelungen, den Cyberpunk seiner früheren Bücher in das Jetzt zu übertragen. Die Frage, ob das überhaupt noch Science-Fiction sei, drängt sich auf. Vom Stil her: absolut. Würde der Roman in einer Parallelwelt handeln, wäre die Kommunikation mit implantierten Kommunikatoren statt mit Cellphone und Laptop, käme da kein Zweifel auf. Nun spielt der Roman aber in der Gegenwart und alles könnte sich genauso zutragen in dem Moment, irgendwo auf dieser Welt. Doch das Gefühl von Science-Fiction bleibt. Cayce Pollard ist eine Coolhunterin: Sie erkennt intuitiv, ob ein Firmenlogo dem Geschmack einer Käuferzielgruppe entspricht und dazu taugt, einen Markennamen durchzusetzen. Diese Arbeit lässt ihr viel Zeit, sich mit aktuellen Modetrends und neusten technologischen Entwicklungen zu beschäftigen. Dabei stößt sie im Internet auf geheimnisvolle Filmclips, um die sich ein weltweiter Kult gebildet hat. Tausende von Usern sind süchtig nach ihnen. Wie gehören die einzelnen Szenen zusammen? Was bedeuten und woher stammen sie? Sie lässt sich überreden, gegen Bezahlung nach dem Urheber der Clips zu suchen. Fünf Stunden Zeitunterschied zwischen New York und London. Cayce Pollard erwacht in Camden Town, belauert von den schaurigen, endlos kreisenden Wölfen der Dysrhythmie. Es ist die matte, gespenstische Unstunde, limbische Impulse schwappen durch die graue Substanz, erratische Regungen des Stammhirns funken inadäquates Reptilienverlangen nach Sex, Nahrung, Betäubung, obwohl im Augenblick nichts davon real verfügbar ist. Nicht mal Nahrung, denn Damiens neue Küche enthält so wenig Essbares wie die Ausstellungsstücke ihres Designers in der Camden High Street. Sehr hübsch, die Oberschränke kanariengelb beschichtet, die Unterschränke ungebeiztes, klarlackversiegeltes Apfelbaumfurnier. Blitzsauber und so gut wie leer, bis auf eine Packung mit zwei trockenen Weetabix-Pellets und ein paar losen Beuteln Kräutertee. Gähnende Leere im Kühlschrank, Made in Germany, der noch so neu ist, daß es darin nur nach Kälte und langkettigen Polymeren riecht. Die Personen verwenden die Technik ganz alltäglich, und es wird einem bewusst, dass das, was vor ein paar Jahren noch als Science-Fiction galt, bereits existiert. Doch es wird auch einen Kult getrieben mit Ikonen aus Werbung und Technik: so werden Curtas und Sinclair ZX-81s gesammelt, digitale Signaturen gesucht, G4-Cubes verwendet und vor allem Marken hochgejubelt, oder aber auch in den Dreck gezogen. William Gibsons Stil ist einfacher zu lesen, als es auf den ersten Blick erscheint. Gegnenüber seinen früheren Werken kommen hier keine Sprünge im Ablauf vor, alles spielt aus der Sicht von Cayce. Cayce spricht sich übrigens selbst wie Case aus Neuromancer aus. Die Handlung ist spannend und nicht geradlinig. So scheint sich z.B. in der Mitte des Buches ein grosses Rätsel zu lösen, nur um die Geschichte noch mysteriöser zu machen. Für mich definitiv eines der besten "Science-Fiction" Bücher der letzten Zeit. |
Weitere Informationen:
Die Rezension der bekanntesten Trilogie von Gibson, mit der er den Cyberpunk miterfunden hat |
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Die Verfilmung des Buches wurde bereits angekündigt |
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Die Page von Curta-Fanatikern, das Sammlerstück aus diesem Roman |
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Die Page der weltweit letzten aktiven User-Gruppe für Sinclair ZX-80 und 81 |
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